Kouchners Kosovo Show zu Ende.

(von Rainer Rupp)

Bernard Kouchner, der serbenfeindliche Chef der UNO-Mission im Kosovo
(UNMIK) hat nach 18 Monaten seiner verheerenden Amtsführung am
Wochenende endlich seinen Sessel im UNMIK-Hauptquatrier in Pristina
geräumt. In seinem Heimatland Frankreich war der Mediziner Kouchner vom
Beginn seiner öffentlichen Karriere an höchst umstritten, weil er wie
andere Skandalnudeln stets die Strategie verfolgte, dass es nicht darauf
ankommt, weshalb man in die Schlagzeilen kommt, Hauptsache man kommt
rein. Entsprechend gelang es Kouchner an seinem Profil als Mitbegründer
von Ärzte ohne Grenzen zu basteln und er schaffte es schließlich sogar
unter Präsident Mitterand französischer Gesundheitsminister zu werden.

Dafür, daß Kouchner nach dem NATO-Einmarsch im Kosovo zum Favoriten
Washingtons für die Position des UNIMIK Chefs wurde, gibt es etliche
Gründe. Der wichtigste dürfte jedoch in Kouchners langjährigen, guten
Beziehungen zum amerikanischen Geheimdienst CIA liegen. Als z.B.
verschiedene "humanitäre" US-Organisationen, die kurz nach dem
Vietnamkrieg selbst von respektablen amerikanischen Medien als
CIA-Frontorganisationen bezeichnet wurden, zur Unterstützung der Roten
Khmer in Kambodscha gegen die von Vietnam geförderte Hang Seng Regierung
in Pnom Pen den sogenannten "Marsch gegen den Hunger" organisieren
wollten, suchten sie nach einer international bekannten Persönlichkeit,
die den Marsch anführen sollte.

Wie zu erwarten ging es dabei weniger um humanitäre Anliegen als
vielmehr um die Verfolgung amerikanischer machtpolitischer Interessen,
die damals dazu führte, dass Washington gemeinsame Sache mit Pol Pot,
einem der übelsten Massenmörder des letzten Jahrhunderts machte. Die
Roten Khmer, Pol Pots Truppen waren von Regierungstruppen mit Hilfe der
Vietnamese in der Nähe zur thailändischen Grenze abgeschnitten worden.
Mit dem "Marsch gegen den Hunger" sollten die Versorgung der von den USA
und China unterstützten Roten Khmer wieder sicher gestellt werden.
(Eine Episode in der amerikanischen Außenpolitik, über die heute nicht
mehr gerne gesprochen wird und folglich ins Orwellsche Gedächtnisloch
der Medien verbannt wurde.) Anführer dieses "Marsches gegen den Hunger"
war niemand anders als der "große Humanist" Mr. Bernard Kouchner.

Und schon damals zeigte Kouchner, dass es sich wenig um solch
lächerliche Beschränkungen wie die nationale Souveränität kümmerte, wenn
es um "die Menschenrechte" ging. Der "Marsch gegen den Hunger" startete
auf thailändischem Boden und führte - unter Missachtung der
territorialen Integrität Kambodschas - in das von den Roten Khmer
kontrollierte Gebiet, wodurch auf "friedlichem Weg" die Massenmörder Pol
Pots mit Nachschub versorgt werden konnten, damit die noch einige Jahre
weiter gegen das "teuflische Vietnam" kämpfen konnten.

Fast ein Vierteljahrhundert später erreichte die gute Zusammenarbeit
Kouchners mit seiner amerikanischen Freundin Madeleine Albright im
Kosovo einen neuen Höhepunkt. Wie Kouchner so lässt auch Albright die
nationale Souveränität nicht gelten, wenn es um das Menschenrecht der
freien Marktwirtschaft in der Neuen Weltordnung geht. In den letzten
Monaten scheint jedoch auch Kouchner die Gefahr erkannt zu haben, dass
die von Washington geführte NATO im Kosovo immer tiefer im Morast
versinkt. Schlau wie Kouchner ist, verlässt er als einer der Ersten das
sinkende Schiff.

In einer für ihn typischen, spektakulären Art verabschiedete sich
Kouchner rechtzeitig zum Wochenende von seinen geliebten Freunden der
UCK und Hunderten von Anhängern im Rahmen einer Zeremonie in der
Sporthalle von Pristina. Verschiede Bands spielten und Kouchner sang
zusammen mit lokalen kosovo-albanischen "Politikern" das
USA-für-Afrika-Lied "We are the World" (Wir sind die Welt) In seiner
Ansprache warnte er seine durchweg kosovo-albanischen Zuhörer, dass sie
sich in den Augen der internationalen Gemeinschaft von Opfern zu
Unterdrückern gewandelt hätten. Anschließend vergoss er auch noch
einige Krokodilstränen und beklagte, dass es "unmöglich war, die
Minoritäten, hauptsächlich die Serben, ausreichend zu schützen". Es sei
der "UNO nicht hinreichend klar gewesen, daß die Kosovo-Albanier sich an
den Serben rächen wollten". Zum Schluß flehte er die anwesenden
Kosovo-Albaner an: "Bitte, meine lieben Freunde, hört mit dem Töten
auf. Bitte, meine lieben Freunde, hört mit der Gewalt auf." ("UN
failed' Kosovo Serbs", BBC, Friday, 12 January, 2001, 17:06 GMT)

Kouchners Nachfolger als UNMIK-Chef ist der ehemalige dänische
Außenminister Haekerrup, der weniger gerne im Rampenlicht der
Öffentlichkeit steht. Seine Aufgabe sieht Haerkerrup darin, das "Kosovo
aus den Schlagzeilen zu halten" (BBC). Die NATO hat ihn entsprechend
eingewiesen. "Die internationale Organisation möchte verhindern, dass
die Kontroverse über die DU-Munition ihren Anteil am Erfolg im Kosovo
überschattet" (BBC)

Noch am Samstag flog Mr. Kouchner nach Paris. Dort wartet er auf seinen
neuen Job bei der UNO, für den er sich beworben hat. Von der
französischen Regierung, mit der er sich als UNMIK-Chef oft genug auf
Kriegsfuß befand, braucht er keine Unterstützung zu erwarten. Und die
neue Bush-Regierung, die wegen seiner Rolle im Kosovo ebenfalls nicht zu
seinen Freunden gehört, wird ihm womöglich ebenfalls die Hilfe
verweigern. Mit etwas Glück könnte die Menschheit von der humanitären
Hilfe des Herrn Kouchners demnächst verschont bleiben.

Saarburg den 15.1.01

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Kosovo-albanische Kinder spielen auf Giftmüll der NATO (RR)



DU-Munition; Scharpings BSE-Krise


(von Rainer Rupp)

Letzten Samstag erklärte eine jugoslawischer Pathologe, daß etwa 400
bosnische Serben in einem Gebiet, das von der NATO 1994/95 bombardiert
worden war, mittlerweile an verschiedenen Arten von Krebs gestorben
sind. Doktor Zoran Stankovic, Chef der gerichtsmedizinischen Abteilung
der jugoslawischen militärmedizinischen Akademie in Belgrad, sagte
gegenüber der britischen Nachrichtenagentur Reuters, dass er die extrem
hohe Krebssterberate von etwa 10% der in dem Gebiet von Hadzici in der
Nähe von Sarajevo lebenden 4000 Menschen innerhalb von 5 Jahren auf den
NATO-Beschuß mit DU-Munition zurückführt. Erschwerend komme dabei
hinzu, dass die Menschen dort aus der verschossenen DU-Munition sich zu
ihrem vermeintlichen Schutz Panzerwesten gebaut und getragen hatten.
(“Hundreds Died of Cancer After DU Bombing”, By Gordana
Filipovic, Reuters, January 13, 2001) In dem Interview mit Reuters
betonte Dr. Stankovic: „Das Muster der Todesfälle war in der
isolierten Gesellschaft leicht zu verfolgen, besonders im Zusammenhang
mit der Zunahme von bösartigen Tumoren und Todesfällen“. Vor
diesem einleuchtenden Hintergrund gibt es für ihn keine Zweifel darüber,
dass auch von verschossener DU-Munition eine tödliche Gefahr ausgeht.



Am Sonntag erklärte die Chefanklägerin des NATO-nahen
UN-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag, daß die NATO wegen des
Einsatzes von DU-Munition womöglich mit einer kriminellen Untersuchung
zu rechnen habe. Trotzdem kein Grund zur Hoffnung. Daß es sich
lediglich um Fassadenputz zur Unterstreichung der angeblichen
Unparteilichkeit des Tribunals handelt, geht aus dem Rest der Erklärung
von Frau Del Ponte hervor. Das Tribunal müsste noch die diesbezüglichen
Untersuchungsergebnisse der verschiedenen NATO-Regierungen abwarten.
„Erst wenn kohärente Resultat verschiedener Untersuchungen
vorliegen, die einen direkten Zusammenhang zwischen abgereichertem Uran
und den Gesundheitsproblemen von Soldaten und Zivilisten herstellen,
dann werden wir einschreiten. Sobald genügend Beweise vorliegen, sind
wir verpflichtet, zu untersuchen.”



Daß es zu einer Anklage gegen die NATO nicht kommen wird, dafür werden
die „Freunde des Tribunals“, wie der NATO-Sprecher Jamie
Shea die NATO-Regierungen während des Krieges genannt hatte, weil diese
u.a. auch die finanziellen Mittel für den Unterhalt des Tribunals
bezahlen, schon sorgen. In den USA z.B. klagen am Golfkriegssyndrom
erkrankte ehem. US-Soldaten seit fast 10 Jahren um die Anerkennung der
Ursachen für ihre Krankheit, um endlich eine Versehrtenrente beziehen zu
können. Bisher vergeblich. Das Pentagon baut immer neue Hindernisse
auf und führt immer wieder neue Untersuchungen in andere Richtungen,
allein mit dem Zweck, zusätzliche Elemente in die Debatte einzuführen
und weitere Verwirrung zu stiften um so von seiner Verantwortung
abzulenken.



Dieser Linie folgt auch Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping,
der keine Gelegenheit auslässt, um zu betonen, dass von DU-Munition
keine Gefahr ausgeht. In der ZDF-Sendung «halb 12 - Eser und Gäste»
sagte Scharping am Sonntag: «Es gibt kein wirkliches Risiko durch
Strahlung ... dieses abgereicherte Uran wird in der Medizin eingesetzt
als Schutz vor schädlicher Strahlung.» („Laut Scharping kein
Risiko für deutsche Soldaten“, AP 14.01.01) Das Argument hatte
bereits Dienstag letzter Woche der unsägliche UNMIK-Chef Bernard
Kouchner bei einer Pressekonferenz im Kosovo benutzt. Vor italienischen
und portugiesischen Experten für atomare, biologische und chemische
Kriegsführung kokettierte Kouchner: “Risiken existieren. Aber
aus der Sicht meiner bescheidenen Erfahrung als französischer
Gesundheitsminister (das war er 10 Jahre lang, RR) geht von DU keine
wirkliche Gefahr aus“ Außerdem hätten die „Soldaten von
Anfang an alle erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen” und
alles gründlich untersucht. „Ich vertraue den Soldaten. Sie
arbeiten sehr präzise.“ “Nato faces inquiry into uranium
'war crimes”, The Independent, By Kim Sengupta, 15 January 200)
Kouchner entging jedoch vollkommen die Ironie der Situation.



Kouchner sprach vor dem zerstörten Busbahnhofs des Kosovo-Städchens
Klina, das zum portugiesisch kontrolliertem Sektor West-Kosovos gehört.
Inmitten des Busbahnhofs standen noch die Wracks von drei, von
DU-Munition zerstörten, serbische Panzer. Während Kouchner die
Harmlosigkeit von DU betonte, kletterten mit ABC-Anzügen geschützte
italienische Soldaten mit Geigerzählern in der Hand über die Panzern.
Zugleich stellte der regional verantwortliche UNO-Gesundheitsbeamte, Dr.
Christopher Hepp, vor den Presseleuten die rhetorische Frage, ob die
Kinder der Stadt, die als Erste in den abgeschossenen Panzern gespielt
hätten, nicht doch am meisten gefährdet wären? Aber ebenso wie für
Scharping gibt es auch für Dr. Kouchner keine Gefahr. „DU ist
nicht sehr radioaktiv“, meinte Kouchner, „Es wird vielfach
verwendet. Einschließlich in der Medizin.“



Vor Jahren hatte der britische Landwirtschaftsminister John Selwyn
Gummer bei einer Photogelegenheit vor den Kameras der internationalen
Presse gemeinsam mit seiner Tochter einen Hamburger aus britischem
Rindfleisch verzehrt, um zu beweisen, wie unsinnig die BSE-Warnungen
waren. "Wenn die Munition so harmlos ist, wie einige Leute behaupten,
dann schlage ich vor, daß sie die DU-Projektile sammeln und mit nach
Hause nehmen, um sie dort ihren Kindern zum spielen zu geben,“
meinte dazu folgerichtig der serbische Pathologe Dr. Stankovic. Die
Art, wie die verantwortlichen Politiker das DU-Problem behandeln, weißt
in der Tat deutliche Parallelen zur verschlampten BSE-Problematik auf.
Letztere hat bereits ihre ersten politischen Opfer gefordert.


Saarburg den 15.01.01

Scharping plädierte dafür, Uran abgereicherte Munition nicht mehr zu
verwenden. Dies allerdings nicht, weil die gegenwärtige Debatte über die
Schädlichkeit einen sachlichen Kern habe, sondern weil sie eine
Emotionalität auslöse. Er fügte hinzu, beachtet werden müsse allerdings
die Wirkung von Uran als Schwermetall und das möglicherweise damit
verbundene Risiko für die dauerhaft im Kosovo lebende Zivilbevölkerung

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Sparsam mit der Wahrheit
(von Rainer Rupp)

Für das Pentagon, das britische Verteidigungsministerium und Rudolf
Scharping und seine Generäle ist die von der NATO verschossene
DU-Munition nur für den Feind gefährlich. Was anderes können sie auch
nicht sagen. Gäben sie zu, dass ein Gesundheitsrisiko besteht, oder -
schlimmer noch - dass das Golf-, bzw. Balkansyndrom durch DU-Verseuchung
verursacht wird, dann müssten sie alle nicht nur um ihre Stühle bangen,
auch riesige Schadenersatzforderungen der erkrankten Männer und der
Angehörigen der bereits gestorbenen Soldaten aus den Golf- und
Balkankriegen kämen auf sie zu. Auch mit Freiwilligen für die neue
europäische Interventionsarmee wäre nicht mehr zu rechnen.

Am schlimmsten wäre jedoch der politische Schaden für die Pläne der USA
und der NATO zur Durchsetzung der Neuen Weltordnung, wenn eingestanden
werden müsste, dass die humanitäre Gewalt gegen die Serben auch die
langfristige Vergiftung der eigenen Soldaten und der regionalen
Zivilbevölkerung als Kollateralschaden in Kauf genommen wurde. Folglich
schließen Scharping und Konsorten messerscharf, dass nicht sein kann,
was nicht sein darf. Dabei wird die offizielle Lügengeschichte von
staatstragenden Zeitungen wie der FAZ fleißig unterstützt. Das Blatt,
hinter dem angeblich immer ein kluger Kopf steckt - wie z.B. der von
Herrn Joschka Fischer, mit dem sogar die FAZ Werbung machte - zeichnete
sich am Mittwoch in ihrer Berichterstattung über die NATO-Tagung zur
DU-Munition durch ihre unkritische Weiterverbreitung des sparsamen
Umgangs der NATO mit der Wahrheit aus.

So schreibt die FAZ z.B., dass "während des Kosovo-Krieges rund 30.000
uranhaltige Granaten über etwa 100 Stellen abgefeuert wurden, aber nur
in acht Fällen hätten Fachleute eine schwache Strahlung feststellen
können." Der Rest wird verschwiegen wodurch die Meldung zur Lüge wird.
Tatsächlich handelt es sich bei den "acht Stellen" um das vorläufige
Ergebnis der UNO-Umweltorganisation (UNEP), das von 112 DU-verseuchten
Stellen im Kosovo bisher 11 untersucht hat und davon bei 8 erhöhte
Strahlungswerte gemessen hat.

Bei der Vorstellung der Ergebnisse hatte UNEP-Missionschef, Pekka
Haavisto seine Sorge ausgedrückt, dass über den mittlerweile wieder
bewachsenen Flächen heute Kühe grasen und dass auf diese Weise sogar die
Milch vergiftet und das Balkan-Syndrom verbreitet werden könnte. Ganz
abgesehen von den noch nicht abwägbaren Auswirkungen auf das Grundwasser
seien noch Reste von DU-Geschossen gefunden worden, die einfach
herumgelegen hätten. Das UN-Team warnte die Menschen vor den
radioaktiven Überbleibseln und drückte seine Sorge aus, dass Anwohner
«Kriegsandenken» mit nach Hause genommen haben könnten. Die entnommenen
Bodenproben werden noch untersucht.

Auch der Leiter der UNEP, Klaus Töpfer, hat die NATO auf gefordert,
Einschlagorte der Uran-Munition auf dem Balkan abzuschirmen. Gegenüber
der «Berliner Zeitung» beschwerte er sich, dass es lange gedauert habe,
bis die Vereinten Nationen von der NATO überhaupt Details über den
Einsatz der amerikanischen Uran- Geschosse in Jugoslawien erfahren
hätten. Über deren Einsatz in Bosnien hat die USA noch gar keine Liste
mit möglichen Einschlagorten vorgelegt.
Am Dienstag bestätigte der bosnisch-serbische Gesundheitsminister Zeljko
Rodic in einem Radio-Interview, dass in der bosnisch-serbischen
Gemeinschaft die Zahl der Krebsfälle in den letzten Jahren signifikant
zugenommen hat. Allerdings konnte auch Herr Rodic keinen
wissenschaftlichen Beweis dafür vorlegen, dass die Zunahme an
Krebsfällen ursächlich auf die Verseuchung durch DU-Munition zurück zu
führen ist. ("More Cancers in Bosnian Serb Entity But No Link With
Depleted Uranium", BANJA LUKA, Jan 10, 2001 Agence France Presse) Der
absolute Beweis für den ursächlichen Zusammenhang zwischen DU-Munition
und dem Golfkriegssyndrom oder der Häufung von Leukämiefällen unter
ehemaligen KFOR- und SFOR-Soldaten kann in der Tat heute noch nicht
erbracht werden und er dürfte genau so schwer und langwierig sein, wie
der, dass Rauchen Lungenkrebs verursacht. Denn nicht jeder Raucher
erkrankt an Lungenkrebs.

Aber einer der Hauptgründe, weshalb bis heute die Beweislage über die
Zusammenhänge nicht besser bekannt ist, ist die Tatsache, dass
repräsentative, wissenschaftliche Untersuchungen des Golfkriegssydroms
bis heute von interessierten Seiten systematisch verhindert wurden.
Statt dessen Untersuchungen gemacht wurden, die an der eigentlichen
Problematik vorbei geführt haben, um quasi als Nebelwerfer für die
Öffentlichkeit die Sicht auf die Dinge zu verschleiern. Wenn nun die in
die Ecke gedrängten NATO-Leute behaupten, "es gibt keine Beweise", wo
sie vorher verhindert haben, dass diese Beweise gefunden wurden, dann
ist das nicht nur absurd sondern beleidigt auch die Intelligenz des
interessierten Publikums.

Dabei hat es von kompetenter Seite durchaus genügend Warnungen gegeben.
Selbst von Professor Rokke, der als Oberst der US-Armee vom Pentagon
offiziell beauftragt worden war, nach dem Golfkrieg die Auswirkungen von
verschossener DU-Munition zu untersuchen. (junge Welt berichtete).
Seither haben weitere namhafte Wissenschaftler in Großbritannien sich
auf die Seite jener geschlagen, die die DU-Munition nicht so sehr wegen
ihrer Strahlung, dafür aber um so mehr wegen ihrer Giftigkeit für höchst
gefährlich einstufen. Professor Brian Spratt von der ehrwürdigen
britischen Wissenschaftgesellschaft "Royal Society", der derzeit eine
Untersuchung der DU-Munition leitet, erklärte kürzlich im Radio
(Channel 4), dass "die Sache zurecht ernst genommen wird. Wir müssen
vorsichtig sein, denn DU ist zwar schwach strahlend, dafür aber
chemisch giftig". Zugleich betätigen sich sogenannte "deutsche
Experten" weiterhin als Nebelwerfer und dürfen höchst offiziell
verbreiten, dass die Strahlungswerte der DU-Munition für Menschen
absolut harmlos seien und dass bei entsprechenden Stichproben bei
Soldaten keine Strahlenbelastung festgestellt worden sei. Hier sind
weitere Nebelwerfer am Werk.

Trotzdem hat es immer wieder Warnungen gegeben. Wie NATO-Länder jedoch
damit umgegangen sind, dafür dürfte das jetzt bekannt gewordene Beispiel
aus Tschechien typisch sein. Letzten Montag meldete die Prager Zeitung
Zemske Noviny, dass der amerikanische Professor Hari Sharma in einem
Brief an Präsident Vaclav Havel vor den Gefahren der NATO-DU-Munition
eindringlich gewarnt hatte. Professor Sharmas Brief-Warnung landete
schließlich auf dem Tisch von Otakar Neruda, einem Angestellten der
radiobiologischen Abteilung der Militärakademie in Hradec Kralove, der
es jedoch vorzog, der offiziellen Version des amerikanischen
Verteidigungsministeriums ungeprüft zu glauben, dass auch heute noch
kein Zusammenhang zwischen DU und den 90.000 am Golfkriegssyndrom
erkrankten amerikanischen Soldaten erkennen will.

Auch im deutschen "Ministerium für Humanitäre Kriege" hat man
entsprechende Warnungen in den Wind geschlagen. Dabei kamen diese ganz
offiziell von der NATO. Die britische "Times" berichtete am Dienstag,
dass interner Briefwechsel im deutschen Verteidigungsministerium belegt,
dass "Staatssekretär Peter Wichert, eine NATO-Anweisung weitergeleitet
hat, die auf die <möglichen toxischen Gefahren> im Kriegsgebiet hinwies,
die von der verschossenen DU-Munition ausging. Aber der gleiche Vermerk
hielt fest, dass <die Nato zur Zeit keine Pläne zur Entseuchung hat>"
("Germany ignored uranium warning", BY ROGER BOYES, RICHARD OWEN AND
MICHAEL EVANS, The Times, TUESDAY JANUARY 09 2001)

Selbst die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschränkte sich auf die
Strahlungseffekte des "abgereicherten Urans", das naturgemäß weniger
strahlt, als das in Minen abgebaute Uran. Dabei kommt der WHO-Experte
Michael Repacholi zum Schluss, dass "es unwahrscheinlich ist, dass
Soldaten wegen der geringen Strahlung des abgereicherten Urans im Kosovo
Gefahr laufen, Leukämie zu bekommen." Ganz so harmlos scheint aber auch
er selbst die Strahlung nicht einzuschätzen. Denn Kinder, - so
Repacholi - könnten gefährdet sein, besonders wenn sie in der Nähe von
explodierten DU-Granaten spielen.

Auch in diese Diskussion mischt sich nun der unsägliche UNO-Chef im
Kosovo, Bernard Kouchner, letzten Dienstag ein und erklärte vor
italienischen und portugiesischen Experten für atomare, biologische und
chemische Kriegsführung : "Risiken bestehen. Aber aus der Sicht
meiner bescheidenen Erfahrung als französischer Gesundheitsminister (für
10 Jahre) geht von DU keine wirkliche Gefahr aus" " Die Soldaten haben
von Anfang an alle erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen." Die
beschossenen Stellen seien alle gründlich untersucht worden. "Ich
vertraue den Soldaten. Sie arbeiten sehr präzise."

Kouchner sprach an einem Ort, wo noch drei von DU-Munition zerstörte
serbische Panzer inmitten des zerstörten Busbahnhofs von Klina standen,
das zum portugiesisch kontrolliertem Sektor West-Kosovos gehört.
Während Kouchner sprach kletterten mit ABC-Anzügen geschützte
italienische Soldaten mit Geigerzählern in der Hand über und in den
Panzern, während der regional verantwortliche UNO-Gesundheitsbeamte, Dr.
Christopher Hepp sich vor der Presse wunderte, ob die Personengruppen,
die zuerst in den abgeschossenen Panzern gespielt hätten, nämlich die
Kinder der Stadt, nicht am meisten gefährdet waren.

Eine Abgrenzung der Gefahrenzone um den Busbahnhof in Klina , so wie
eigentlich vorgeschrieben, hatte ebenfalls noch nicht statt gefunden.
Dazu Kouchner: "Ehrlich, niemand hat uns beauftragt, die Stelle
abzugrenzen." Aus seiner Sicht ist das auch nicht nötig: "DU ist
nicht sehr radioaktiv. Es wird vielfach verwendet. Einschließlich in
der Medizin." Vor Jahren hatte der britische Landwirtschaftsminister
John Selwyn Gummer bei einer Photogelegenheit vor den Kameras der
internationalen Presse gemeinsam mit seiner Tochter einen Hamburger aus
britischem Rindfleisch verzehrt, um zu beweisen, wie unsinnig die
BSE-Warnungen waren. Nun fehlt nur noch, dass Bernard Kouchner
öffentlich ein DU-Staubbad nimmt. Er sollte sich diese Gelegenheit zur
Entwarnung nicht entgehen lassen. Schließlich besteht ja überhaupt kein
Risiko.

Saarburg den 11.1.01